
Die Stadt Hanau hat ein Leitbild für das geplante Haus für Demokratie und Vielfalt vorgelegt. Der Magistrat hat dem Text bereits zugestimmt, über die endgültige Annahme entscheidet die Stadtverordnetenversammlung am kommenden Montag. Das Gebäude am Kanaltorplatz soll 2026 eröffnet werden und als Ort für Begegnung, Bildung und gesellschaftlichen Dialog dienen.
Leitbild als verbindlicher Orientierungsrahmen
Das Leitbild definiert Vision, Auftrag, Werte und Rahmensetzungen für die Arbeit im Haus und soll künftig als verbindlicher Orientierungsrahmen für Projekte und Veranstaltungen dienen. Zugleich betont die Verwaltung, dass das Haus für die gesamte Stadtgesellschaft offen sein soll und unterschiedliche Perspektiven Raum finden müssen. Bürgermeister und Sozialdezernent Dr. Maximilian Bieri machte deutlich, dass auch kontroverse Themen im Haus behandelt werden sollen, sofern sachlicher, respektvoller und fairer Dialog gewahrt bleibt.
Der Entwurf entstand in einer Arbeitsgruppe, die zwischen Mai und Oktober in vier Sitzungen arbeitete. An dem Prozess waren Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung, zivilgesellschaftlicher Organisationen, Fachstellen, Unternehmen sowie Mitglieder der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung beteiligt. Fachliche Begleitung lieferten unter anderem Serpil Unvar von der Bildungsinitiative Ferhat Unvar und Dr. Reiner Becker vom Hessischen Landesdemokratiezentrum. Eine externe Agentur begleitete den gesamten Prozess, teilten Amtsleiter Andreas Jäger und Philipp Hofmann von der Projektsteuerung mit.
Beteiligung und politische Anbindung
Die Fraktionen hatten zu Beginn des Prozesses in zwei Sitzungen den Rahmen mit grundlegenden Formulierungen gesetzt und am Ende die politische Anbindung des Entwurfs sichergestellt. Bürgerinnen und Bürger konnten bei öffentlichen Veranstaltungen, darunter dem Richtfest des Hauses, Impulse einbringen. Nach Angaben der Stadt spiegelt das Ergebnis eine konsensfähige Empfehlung wider, die von vielen Akteurinnen und Akteuren in Hanau getragen werde.
Hintergrund und Finanzierung
Die Idee für ein Zentrum für Demokratie und Vielfalt geht auf einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem September 2020 zurück. Anlass war der rassistische Anschlag vom 19. Februar 2020. 2021 erwarb die Stadt das ehemalige Bankgebäude am Kanaltorplatz als zentralen Standort in der Nähe des ersten Tatorts. Im selben Jahr beantragte die Stadt die Aufnahme in das Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus und erhielt Fördermittel für die Umnutzung und Neukonzeption des Gebäudes.
Der Masterplan zur Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit aus dem Dezember 2023 legte nach Angaben der Verwaltung die ideelle Grundlage für das jetzt vorliegende Leitbild. Die Konzeptund Sanierungspläne bestätigte die Stadtverordnetenversammlung im Oktober 2024.
Nächste Schritte und Aufgaben nach der Entscheidung
Wenn die Stadtverordnetenversammlung dem Leitbild zustimmt, wäre nach fünf Jahren ein weiterer Meilenstein erreicht. Nach der Eröffnung soll das Haus interaktive Bildungsformate und niedrigschwellige Veranstaltungen anbieten, um zivilgesellschaftliches Engagement zu stärken und die sogenannte wehrhafte Demokratie zu fördern. Oberbürgermeister Claus Kaminsky hob hervor, dass der breit angelegte Beteiligungsprozess Ausdruck gelebter Vielfalt und aktiver Zusammenarbeit in Hanau sei.
Stadt und beteiligte Organisationen sehen im Haus einen Ort, an dem Menschen unterschiedlicher Herkunft, Altersgruppen und Religionen zusammenkommen können, um gemeinsame Ideen zu entwickeln und die lokale Demokratie zu stärken. Konkrete Trägerschaftsfragen sowie die laufende Projektplanung sollen nach einem positiven Votum der Stadtverordnetenversammlung weiter ausgearbeitet werden.
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